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Große Gulfhäuser prägten einst die ostfriesische Landschaft

Auf großes Interesse stieß vor kurzem der Vortrag „Gulfhäuser – Imposant und prägend“ von Hermann Schiefer, Landesdenkmalpfleger i.R. im Saal des evangelischen Bildungszentrums Potshausen. Nach der Begrüßung durch Studienleiterin Anna Pietrowski erläuterte der Referent die geschichtliche Entwicklung der Bauform des „Gulfhauses“ seit dem Mittelalter. 

 

Das Vorbild dieser Häuser waren ursprünglich die großen Klosterscheunen aus dem damaligen Raum Niederlande-Belgien (Burgund). Dort war Maria von Ungarn, die Schwester Kaiser Karls V, im 16.Jahrhundert als Statthalterin tätig. Bei ihr war die Regentin Maria von Jever öfters zu Gast, um ihre Rechte auf die Herrschaft von Jever zu unterstreichen und Hilfe zu erhalten. Einige Hausforscher vermuten, dass hierdurch die Idee zu sogenannten großen Renaissance-Scheunen ins Jeverland kam. Nachgewiesen ist dort das erste riesige Gebäude, welches aus etwa 14 Gulfpaaren bestanden hat. Dieses riesige Haus und seine Bauweise sahen alle gutbetuchten Marschbauern der Umgebung und so entstanden im Laufe der Zeit überall an der Nordseeküste bis Dänemark weitere solcher Gebäude, die die flache Landschaft prägten. 

 Gulfhaus der Familie Hinrichs in Potshausen. 

 

Neben der baugeschichtlichen Entwicklung der Gulfhäuser ging Hermann Schiefer auch auf die Veränderungen im Inneren der Gebäude ein, die ursprünglich eine Einheit von Wohn- und Wirtschaftsgebäude bildeten. So waren die Räume z.B. bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 mit Schiebefenstern ausgestattet. Anschließend galt nicht mehr der regionale Einfluss, sondern man orientierte sich an Berlin. Die Ostfriesen wollte das haben, was in der Hauptstadt modern war. So kamen die Klappfenster mit Oberlicht nach Ostfriesland. Möbel wurde nicht mehr vor Ort gefertigt, sondern man bestellte nach und nach aus dem Katalog Salonmöbel. Butzen (Schrankbetten) verschwanden mit den Jahren aus den Wohnungen. Ab Anfang der 1960er Jahre ging die Ära der großen Gulfhäuser zu Ende, als die letzten dieser charakteristischen Gebäude gebaut wurden. 

 

Komplettiert wurde der Vortrag durch viele anschauliche Fotos. Mit viel Applaus bedankten sich die Zuschauer beim Referenten, der im Anschluss an dem Vortrag noch etliche Fragen beantwortete.

 

von Frank Groeneveld

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Veröffentlichung

Mi, 16. Oktober 2024

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